Der bayerische Spezi-Krieg

Das Augsburger Brauhaus Riegele fürchtet um den Schutz seiner Marke "Spezi" - und geht juristisch gegen den Konkurrenten "Spatzi" vor. Der hat kein Geld für Anwälte - und wehrt sich mit Kalauern.

Nein, lange hat es nicht gedauert, bis sich die Konkurrenz bei Getränke-Unternehmer Richard Hopf meldet. Gerade einmal einen Tag stand sein Cola-Misch-Getränk "Spatzi" im Supermarktregal, da meldete sich auch schon das Brauhaus Riegele aus Augsburg mit einer einstweiligen Verfügung bei ihm. Riegele hatte die Namensrechte am "Spezi" schon in den Fünfzigerjahren schützen lassen. Der Name sei ihrer Marke zum Verwechseln ähnlich.

Das könnte auch am Werbeslogan gelegen haben: "Spatzi - Don't call it Spezi", so hatte Hopf seine Cola-Orangenlimo-Mischung beworben. Und er räumt ein: "Eine kleine Provokation war das schon". Er habe nur nicht erwartet, dass die Konkurrenz das gleich so bierernst nehme, so der Geschäftsführer der Brauerei Lang-Bräu. Riegele argumentiert so: Man habe als kleine mittelständische Brauerei, "extrem viel Mühe, Geld und Ressourcen über die Jahre in den Markenaufbau gesteckt", sagt Sebastian Priller, Riegele-Geschäftsführer. Es sei nicht richtig, wenn andere Anbieter gleichsam als Trittbrettfahrer davon profitieren wollten.  Konkurrent Hopf beschwichtigt: "Wir wollten in keinster Form irgendeinen Angriff starten". Sein Unternehmen braue in Wunsiedel bereits in der siebten Generation schon Bier, jetzt wollten sie eben auch eine eigene Limonade entwickeln.

"Riegele schiebt einen Riegel vor"

Ein halbes Jahr hätten sie an der Rezeptur getüftelt, mit einer PR-Agentur den Slogan entwickelt und ja, sich auch von Patentanwälten beraten lassen. Zumindest bei Spatzi hätten die Anwälte keine Probleme gesehen. "Der Name steht einfach für eine Person, die man gern mag. Für was Süßes, Vollmundiges", meint Rudolf Hopf, der als Bruder ebenfalls in der Familienbrauerei mit anpackt. Also meldeten sie "Spatzi - don't call it Spezi" als Wort- und Wort-Bild-Marke an.

Bei der Anmeldung werde zwar kontrolliert, ob alle Voraussetzungen stimmen. "Das Markenamt prüft jedoch grundsätzlich nicht eine Kollision der angemeldeten Marke mit einer älteren Marke", erklärt Fachanwalt Arthur Kempter von der Kanzlei Hild & Kollegen. Am Ende sei es oft Auslegungssache - auch im Fall von "Spezi" und "Spatzi".

Streit um ähnliche Marken gibt es immer wieder: Jahrelang tobte beispielsweise ein "Schokoladen-Krieg" zwischen Milka und Ritter Sport. Bis der Bundesgerichtshof vor Kurzem entschied: Ritter Sport bleibt die einzige allseits bekannte quadratische Schokolade in deutschen Supermarktregalen. Auch Apple zieht wegen seiner Marke regelmäßig vor Gericht - selbst gegen kleine Start-ups. Mit einer Petition versucht gerade eine Rezepte-App, ihr Birnen-Logo gegen den angebissenen Apfel des Konzerns zu verteidigen und den Streit noch irgendwie abzuwenden.

"Wir haben keine Kriegskasse"

"Wir versuchen, gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden", betont Priller vom Brauhaus Riegele. Acht Brauereien dürfen Spezi abfüllen - aber nur gegen eine Lizenz. Mit Almdudler, das nach eigenen Angaben seit drei Jahren die österreichischen Markenrechte für Spezi hat, einigte man sich am Ende außergerichtlich. Auch mit Lang-Bräu verhandelten die Anwälte eine Unterlassungserklärung: Die Brauerei darf noch ihre Bestände aufbrauchen, dann muss sie die Produktion unter dem Namen einstellen. Priller ist der Meinung, das sei eine faire Lösung.

Wettbewerber Hopf kalauert dagegen. Er sei "geschockt, dass uns die Brauerei Riegele einen Riegel vorschiebt". Ihm fehlten aber die Mittel für eine Auseinandersetzung, "wir haben leider keine Kriegskasse". Ein Prozess würde mindestens zwei Jahre dauern, in der Zeit müssten sie das Getränk vom Markt nehmen. Also unterschrieben sie die Erklärung, hängten alle Plakate ab und löschten jede Werbung im Internet. Selbst die T-Shirts, die die Brauerei mit dem Slogan hat bedrucken lassen, sind längst geschreddert.

"Jetzt stehen wir wieder ganz am Anfang", sagt der 36-Jährige, der "Spatzi" nicht mehr in der Öffentlichkeit erwähnen darf. Unter dem Hashtag #verbotengut sucht die Brauerei in den sozialen Netzwerken aber schon werbewirksam nach einem neuen Namen. Vorschläge gibt es mehr als genug - statt Spatzi vielleicht Schatzi...?

(Mirjam Uhrich, dpa)

Quelle:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/brauerei-geht-gegen-spatzi-vor-der-bayerische-spezi-krieg-a-6afbfb01-448a-4a92-bdb3-8e6dd204f157

Weitere Quellen:

https://www.focus.de/finanzen/news/unternehmen/getraenke-spezi-und-spatzi-zum-verwechseln-aehnlich_id_12339175.html

https://www.zeit.de/news/2020-08/20/spezi-und-spatzi-zum-verwechseln-aehnlich

Wir meinen:

Möglicherweise wäre eine gemeinsame Vermarktungsstrategie der bessere Weg. Denn eines ist sicher: Die nächste Cola-Orangenmischung kommt bestimmt.