Ob das wirklich ein Grund zum Feiern ist? Diese „Jubilarin“ gehört sicherlich nicht zu den populärsten Erfindungen aller Zeiten: die Parkuhr. Vor 85 Jahren, am 13. Mai 1935, meldete Carlton Cole Magee in den USA ein Patent für das „Coin controlled parking meter“ an. Seither ärgern das „Groschengrab“ und seine modernen Nachfolger die Autofahrer weltweit.

Magee (1872-1946) arbeitete eigentlich als Anwalt und Verleger, war aber auch in der Lokalpolitik aktiv und leitete in den 1930er Jahren den Verkehrsausschuss in Oklahoma City. Dauerparker, die den Platz vor den Geschäften in der Innenstadt blockierten, waren ihm offenbar schon länger ein Dorn im Auge. Denn bereits vor seinem Patent für die erste münzgesteuerte Parkuhr hatte er jahrelang an Geräten zur Begrenzung der Parkzeit getüftelt.

Die Parkuhr erobert Europa

Nach dem Krieg wurden die Parkuhren auch in Europa heimisch. Basel machte 1952 den Anfang. Mit dem „Wirtschaftswunder“ und dem massiv gestiegenen Verkehrsaufkommen Mitte der 1950er Jahr kamen die Parkuhren schließlich auch nach Deutschland. Duisburg war die erste Stadt, die am 4. Januar 1954 zwanzig „Parkographen“ aufstellte. Auch hier stießen sie von Anfang an auf wenig Gegenliebe. Es gab wütende Proteste, sogar Klagen. Eine Änderung der Straßenverkehrsordnung legalisierte die Parkgebühren 1956 nachträglich.

Die Kommunen hatten eine neue Geldquelle entdeckt. Der stetig ausgebauten „Parkraumbewirtschaftung“ verdanken sie erhebliche Einnahmen – heute mehr denn je. Die einst eher symbolischen Parkgebühren sind längst ein echter Kostenfaktor geworden, der viele Autofahrer auf dem Weg in die Innenstädte lieber auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen lässt. Insofern leistet Magees Erfindung gewissermaßen einen Beitrag zum Umweltschutz.

Parkuhr, Pop und Politessen

Mit dem Siegeszug der Parkuhr entwickelte sich ein ganz neuer Beruf, nämlich der des Parkwächters. Zunächst zumeist von Frauen ausgeübt, nannte man die Wächterinnen über die Parkuhren in den USA „meter maids“, in Deutschland „Politesse“. Beide fanden als unzertrennliches Gespann bald Eingang in die Popkultur.

Heute praktisch ausgestorben

Analog zur globalen Ausbreitung der Parkuhren wurden in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren viele neue Parkuhr-Patente angemeldet. Ab 1978 gab es erste Patente für ‚moderne‘ Parkographen wie „Elektronische Parkuhr mit digitaler Anzeige“. Ein visionäres Patent für eine Parkuhr mit Ladeanschluss für Elektroautos wurde bereits 1991 angemeldet. In den letzten Jahren gab es dagegen kaum noch Anmeldungen in diesem Bereich.

Die Umstellung auf die Euro-Münzen 2002 gab den alten Parkuhren bei uns den Rest: Statt einer teuren Umrüstuhttps://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/meilensteine/parkuhr/index.htmlng setzte man fortan fast überall auf moderne Parkscheinautomaten, an denen man heute teilweise auch bargeldlos oder per Mobiltelefon bezahlen kann. Magees klassische Parkuhr ist nach 85 Jahren bei uns weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Aber ihre „Enkel“ kassieren bei den Parkern kräftig weiter.

Entnommen und gekürzt aus den Veröffentlichungen des Deutschen Patent und Markenamtes (DPMA)

Hier geht's zum Artikel: